Am Anfang waren die Nerds! Der Start in die Digitalisierung
Kreativität mit PCs in den Kinderschuhen
Es ist höchst interessant sich noch einmal die Anfänge der Digitalisierung vor Augen zu führen. Internet war nur eine Idee. Es ist eindeutig Enthusiasten dieser Zeit zu verdanken, dass wir heute das Leben führen können, welches schon selbstverständlich geworden ist. Die Kunst kreative Ideen in Code zu wandeln und Menschen zu begeistern, zu diskutieren ist die Keimzelle jeglicher digitalen Innovation. In den 80ern, als sich eine breitere Leserschaft und Computer-Interessierte miteinander über Magazine und persönliche Kontakte an Schulen, Unis und zuhause austauschten, entstanden Visionen und Lösungen. Manche skurril, manche sehr konkret, manche grundlegend. Viele Individualisten steckten ihre ganze Kraft in die eigenen Projekte und tauschten sich über ihre Ergebnisse aus. Man tat sich zusammen und begann seine Vision umzusetzen.
Großrechner, die Räume füllten verwalteten Zahlen und Informationen, doch was man mit einem Binärcode noch machen kann, war den meisten Menschen unbekannt.
Ich selbst erlebte im Agenturleben, dass Computer auf Ablehnung stießen, denn sie galten als Tod der kreativen Arbeit. Magic-Marker, Gummikleber, Tusche, RZ-Karton, Skalpell und Reprokamera waren unverzichtbar. Links ein Foto von 1992 an meinem damaligen Arbeitsplatz. Doch in den 90er Jahren waren die entwickelten PCs schon in der Lage einige Arbeiten zumindest zu unterstützen. Der apple Quadra 950 kostete damals ca. 5.000 US Dollar. Die Agentur entschied sich probeweise 2 Geräte anzuschaffen inkl. SW-Drucker. Computerkurse? Fehlanzeige…
Es war eine Zeit in der man stetig Neues entdeckte und einfach ausprobierte. Ich war auch zunächst skeptisch, als mein Handwerk als Grafik-Designer nun digital wurde, denn eine Illustration braucht eine „Handschrift“, ich war der Meinung dies kann ein digitales Medium einfach nicht rüberbringen. Aber die Vorteile waren einfach nicht von der Hand zu weisen. „Schon mal versucht eine misslungene Fotoretusche mit Airbrush zu korrigieren?“ – Ich war froh als es die „Apfel+Z“ Tastenkombination gab. Wir wurden einfach effizienter, schneller und konnten den Kunden bessere Preise offerieren. OK, ich beschloss, die nun schon seit 2 Wochen installierten Geräte auszuprobieren. Ich fand heraus, dass man mit QuarkXpress Texte schreiben und auf dem Laserdrucker ausdrucken konnte. Jetzt konnten wir die Texte ausschneiden und auf unsere Vorlagen kleben. Waaaahnsinn! Das sparte uns immense Kosten, denn zuvor mussten wir Typografie extern belichten lassen, oder selbst zeichnen. Aber, Bilder bearbeiten?! „Nein, das geht bestimmt nicht, das macht das Reprostudio oder wir selbst mit Airbrush und Eiweißlasur-Farbe auf Fotoabzügen.“
Falsch gedacht, wie wir glücklicherweise feststellen mussten.